Bodenmikrobiom als Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes
Der „One Health Ansatz“ sieht die Gesundheit aller Lebewesen in einem engen Zusammenhang. Als Ziel wird darin definiert, sie in ein nachhaltiges Gleichgewicht zu bringen. Die kleinsten Lebewesen im Boden, das sogenannte Bodenmikrobiom, ignoriert der Ansatz aber bisher weitgehend. Forschende setzen sich nun dafür ein, das Bodenmikrobiom künftig als wichtige Komponente einzubeziehen, um Risiken – wie zum Beispiel Infektionskrankheiten, Antibiotikaresistenzen oder die Klimakrise – zu begegnen.
„Gesunde Böden sind die Grundlage der planetaren Gesundheit“, erklärt Ahmed Abdelfattah, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobiom-Management“ am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie: „Bisher werden der Boden und sein Mikrobiom, also alle darin vorkommenden Bakterien, Archaeen, mikrobiellen Eukaryoten und Viren, hierbei kaum berücksichtigt.“ Dabei sei der Boden einer der wichtigsten und vielfältigsten Lebensräume der Erde: „In nur einer Hand voll Boden können bis zu acht Milliarden Lebewesen vorkommen“, so Ahmed Abdelfattah.
Boden Hauptquelle des natürlichen Bodenmikrobioms
Mikroben können zum einen vorteilhaft für die Gesundheit und das Gleichgewicht eines Ökosystems sein, während andere Vertreter, auch wenn sie nur einen sehr kleinen Teil ausmachen, uns und unserer Umwelt gefährlich werden können. Doch spätestens seit der Corona-Pandemie dürfte klar sein, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier zusammenhängt. Um künftige Übertragungen von Erregern zwischen Mensch und Tier zu vermeiden, ist ein umfangreiches, transdisziplinäres Wissen notwendig. Die Forschung räumt den kleinen Organismen im Boden dafür eine große Bedeutung ein.
„Bodenmikroorganismen sind die Hauptquelle des natürlichen Mikrobioms aller Lebewesen“, erklärt Ahmed Abdelfattah: „Stören wir das Bodenmikrobiom, etwa durch verseuchte Abwässer, Bodenerosion in der Landwirtschaft, aber auch bedingt durch den Klimawandel und eine verminderte Biodiversität, befördert das nachweislich Krankheiten und mindert die Qualität unserer Umwelt erheblich.“ Für eine gesunde Ernährung und Ernährungssicherheit sei ein gesunder Boden unabdingbar. Mikroorganismen würden den Nährstoffkreislauf beeinflussen und das Pflanzenwachstum verbessern, auch seien sie am Abbau von Schadstoffen beteiligt.
„Ein effektives Management der menschlichen Gesundheit erfordert das bestmögliche Wissen, um politische Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen“, betont auch Brajesh Singh von der Western Sydney University. Daher sei eine stärker integrierte und gut ausgestattete Infrastruktur für die Interessenvertreter der Forschenden an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik dringend erforderlich.
Foto: Gebbers/ATB