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Regenwurm als ökologischer Landwirt in Gefahr?

Der Regenwurm spielt eine zentrale für intakte Böden, denn die Tiere verbessern die Bodenstruktur, reichern den Boden mit nährstoffreichem Wurmhumus mit wichtigen Nährstoffen an und tragen dazu bei, Mikroorganismen im Boden zu verbreiten, die ebenfalls für die Fruchtbarkeit entscheidend sind.

„Die Aktivität von Regenwürmern fördert also gesunde Böden, die Grundlage für eine ertragreiche und nachhaltige Landwirtschaft“, erklärt es Andrey Zaytsev vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz: „Gleichzeitig kann die moderne landwirtschaftliche Bewirtschaftung Regenwürmer erheblich gefährden.“ Der Einsatz von chemischen Pestiziden, Herbiziden und Düngemitteln sowie eine intensive Bodenbearbeitung machten den Tieren zu schaffen. Sie könnten zu einem Rückgang der Regenwurmpopulationen führen, was langfristig die Bodenfruchtbarkeit und die ökologische Stabilität gefährde.

Der Experte hat zusammen mit anderen Forschenden mit einer Meta-Analyse die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung auf die biologische Vielfalt von Regenwürmern untersucht. Sie verglichen ungestörte Ökosysteme – Grünland und Primärwald – mit verschiedenen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das Team untersuchte zudem, wie sehr die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung auf die Tiere von den in den Studien angegebenen Boden-, Klima- und Bewirtschaftungspraktiken abhängen.

Wirkung auf Regenwurm tiefgreifend

Die Ergebnisse zeigen, dass die Regewurmdichte auf Ackerland 18 Prozent, die Biomasse 15 Prozent und der Artenreichtum sogar 27 Prozent geringer ist als auf ungestörten Standorten. „Unsere Meta-Analyse belegt die tiefgreifenden Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung auf Regenwurmpopulationen in verschiedenen Agrarökosystemen“, erklärt Andrey Zaytsev.

Bestimmte landwirtschaftliche Nutzungsformen, wie die Agroforstwirtschaft und die Nutzung von Brachflächen in Kombination mit einem geringeren Einsatz von Chemikalien, haben jedoch das Potenzial, diese negativen Auswirkungen zu mildern, zeight die Studie Alternativen auf. Regionen mit kontinentalem Klima, das durch kühle Sommer gekennzeichnet ist, weisen demnach zudem günstigere Ergebnisse für Regenwurmpopulationen auf, während eine übermäßige Bodenverdichtung und ein geringer Gehalt an organischer Substanz die negativen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung noch verstärken.

„Um die Vielfalt der Regenwürmer und die Funktionen des Ökosystems Boden zu schützen, sollten bei der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung die regionalen Klimaschwankungen und Bodeneigenschaften berücksichtigt werden“, fordert der Senckenberg-Experte weiterhin: „Die Erhaltung der Regenwurmpopulationen ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft, die Tiere spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Bodens und die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems.“ Durch die Umsetzung ganzheitlicher Ansätze könnte man die negativen Auswirkungen abmildern und die Erhaltung der Regenwurmvielfalt in Agrarlandschaften fördern. „Hiervon profitieren alle, die Regenwürmer, die Böden und die Landwirtschaft“, so Andrey Zaytsev.

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