Bodenschutz
Boden

Naturschutz nicht immer gleich Bodenschutz

Naturschutz? Heute unumstritten, denn er ist wichtig für unsere Umwelt. Aber Bodenschutz? Warum die lehmige, braune Masse unter unseren Füßen schützen?

Weil die Natur auch dort schützenswert ist. Denn dicht unter unseren Füßen liegt eine Welt voller Leben. Böden sind die Heimat von Milliarden Fadenwürmern, Insekten, Pilzen, Bakterien und vielen anderen Lebewesen.

Doch wir sind uns dieser Vielfalt und ihrer Bedeutung für die Ökosysteme wenig bewusst. Ohne Böden gäbe es kaum Leben auf dem Festland und sicherlich keine Menschen. Ein Großteil der Lebensmittel, die wir verzehren, hängt direkt oder indirekt von der Bodenfruchtbarkeit ab.

Böden sind aber auch anfällig für Änderungen des Klimas oder der Landnutzung. Um bodenökologische Werte zu erhalten, müssen wir wissen, wo Bodenschutz am dringendsten ist. Für Pflanzen und Tiere, die über und auf dem Boden leben, wurden bereits vor Jahrzehnten Hotspots der biologischen Vielfalt ermittelt. Für bodenökologische Werte dagegen gab es bisher keine solche Erhebung.

Das ändert sich mit einer neuen Studie, die ein internationales Forschungsteam jetzt veröffentlichte. Sie zeigt, wo Schutzmaßnahmen am nötigsten sind. Denn Orte mit ökologisch besonders wertvollen Böden sind nicht automatisch gesichert, werden nur unzureichend durch bestehende Schutzgebiete abgedeckt.

Erstmals mehrere bodenökologische Werte analysiert

Das Team Forschender hat die erste globale Schätzung von Hotspots bodenökologischer Werte veröffentlicht. Sie untersuchten in Böden weltweit die biologische Vielfalt und Indikatoren für Ökosystemdienstleistungen, erfassten dabei drei bodenökologische Dimensionen: lokaler Artenreichtum, Einzigartigkeit der Artengemeinschaft und Ökosystemleistungen wie Kohlenstoffspeicherung oder Wasserregulierung.

Jede der drei Dimensionen erreicht ihre höchsten Werte in verschiedenen Erdteilen. So wiesen Böden in gemäßigten Ökosystemen den höchsten lokalen Artenreichtum auf, während in eher trockenen Ökosystemen und in den Tropen die Einzigartigkeit der Artengemeinschaft besonders hoch war.

„Wenn man in einem europäischen Boden gräbt, zum Beispiel in einem Wald, findet man viele verschiedene Arten an einem Ort“, erklärt Carlos Guerra, Experte beim Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung. Wenn man einige Kilometer weiterfährt, finde man ähnliche Arten. „Nicht so in den Tropen, wo man ein paar Kilometer entfernt völlig andere Artengemeinschaften finden kann“, sagt Guerra. Anders als die beiden Dimensionen biologischer Vielfalt erreichte die Dimension Ökosystemdienstleistungen ihre höchsten Werte meist in den kälteren Erdteilen.

Schutz ökologisch wertvoller Böden

Die unterschiedliche räumliche Verteilung der drei bodenökologischen Dimensionen macht es schwer, alle drei gleichzeitig zu schützen. „Das ist schwieriger als bei Pflanzen und Säugetieren, wo die verschiedenen Dimensionen meist stärker übereinstimmen“, so Carlos Guerra: „Wenn es um Bodenschutz geht, können wir nicht lokal alle bodenökologischen Dimensionen gleichzeitig maximieren.“

Trotz dieser Schwierigkeiten gelang es den Forschenden, Hotspots zu identifizieren, die für den Bodennaturschutz höchste Priorität haben sollten. Diese befinden sich hauptsächlich in den Tropen, in Nordamerika, Nordeuropa und in Asien. Die Forschenden verglichen die ermittelten bodenökologischen Hotspots auch mit vorhandenen Schutzgebieten. Sie mussten feststellen, dass die Hälfte der Hotspots derzeit nicht unter Naturschutz steht.

Bodenschutz als Priorität

„Schutzgebiete wurden vor allem zum Schutz von Pflanzen, Vögeln oder Säugetieren ausgewählt“, erklärt Manuel Delgado-Baquerizo vom Instituto de Recursos Naturales y Agrobiología de Sevilla das Problem: „Wir müssen die Böden, ihre biologische Vielfalt und ihre Leistungen in unsere Betrachtung einbeziehen.“ Regierungen und Entscheidungsträger sollten daher den Bodenschutz als Priorität festlegen.

Foto: Jing auf Pixabay

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