Moorboden
Boden

Bundesweites Monitoring nimmt Moorboden ins Visier

Ab sofort gibt es ein funktionsfähiges Messnetz für Deutschlands Moorgebiete. Ein Netz aus 155 Messstationen spannt sich über Deutschlands Vorkommen an Moorboden. Eingerichtet wurden sie in den vergangenen fünf Jahren von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz und für Waldökosysteme.

Mit Hilfe von bisher 118 Monitoringflächen im Offenland und 37 Flächen im Wald kann nun der Zustand der Moorböden langfristig und einheitlich bewertet werden. Die Flächen decken die wichtigsten in Deutschland vorkommenden Kombinationen aus Landnutzung wie Acker und Grünland sowie Moorbodentypen ab. Berücksichtigt werden zudem innovative Moorboden-Nutzungsformen, bei denen etwa der Wasserstand angehoben wird.

„Wir nehmen die Kohlenstoffvorräte und die Geländehöhen auf, sie sind die Grundlage für die Bewertung verschiedener Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen“, erläuterte Stefan Frank, am Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig für das Projekt MoMoK verantwortlich. Zudem würden Wasserstände, Vegetation und das Management erfasst, weil darüber der Kohlenstoffhaushalt des Moorbodens gesteuert werde. „Unsere Datenbasis für die Modelle zur deutschlandweiten Ableitung der Treibhausgasemissionen wird dadurch ebenfalls deutlich besser“, so Stefan Frank.

Über das Thünen-Institut für Waldökosysteme wurden bewaldete Moore in das Moorboden-Monitoring einbezogen. Für diese gibt es bisher keine belastbaren Emissionsfaktoren. Eingerichtet wurden daher auch zwei Intensivmess-Standorte zur Analyse der Treibhausgas-Emissionen aus bewaldeten Mooren während der Wiedervernässung. Rund um die Uhr werden dort Kohlendioxid-, Methan- und Stickstoff-Emissionen des Moores gemessen. Mit dieser flächendeckenden Datensammlung sollen Klimaschutz-Maßnahmen im Wald künftig auf ihre Wirksamkeit hin bewertet werden. 

Trockener Moorboden gibt Treibhausgase ab

Derzeit gibt es bundesweit etwa 1,93 Millionen Hektar Moorböden – also Moor- und weitere organische Böden –, die hauptsächlich im Norden und im Südosten Deutschlands liegen. Das entspricht einem Flächenanteil von 5,3 Prozent.

Feuchte Moore speichern große Mengen an organischem Kohlenstoff und sind damit eine wichtige Senke für das Treibhausgas Kohlendioxid. Ein konstanter Wasserstand schützt den Torfkörper vor dem Abbau durch Mikroben. Bei entwässerten Mooren wird der Torfkörper hingegen ständig abgebaut. Dabei entstehen klimaschädliche Treibhausgase.

92 Prozent der Moorböden in Deutschland sind entwässert. Sie werden unter anderem für Land- und Forstwirtschaft genutzt. Mit 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten sind sie für rund sieben Prozent aller jährlichen Emissionen in Deutschland verantwortlich. Auf den 118 Monitoringflächen im Offenland, zu dem Äcker und Grünland zählen, wurde bisher ein mittlerer Vorrat an organischem Kohlenstoff von 1.066 Tonnen pro Hektar gemessen. 

Ähnlich sieht es in den Wäldern aus: Die bewaldeten Moore speichern durchschnittlich 1.242 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar Fläche, das meiste davon im Boden. Insgesamt stehen 2,4 Prozent aller Wälder auf Moorböden. „Die Spannweite der Kohlenstoffvorräte ist allerdings mit 103 bis knapp 3.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar ziemlich groß“, sagte Cornelius Oertel, der am Thünen-Institut für WaIdökosysteme die Monitoringflächen im Wald aufgebaut hat. Und: Je flachgründiger ein Moor ist, desto mehr Bedeutung hat der sich darüber befindliche Wald als Kohlenstoffspeicher. Den meisten Kohlenstoff im Baumbestand findet man in Fichten- und Erlenbeständen. Die große Menge gespeicherten Kohlenstoffs verdeutliche noch einmal die Bedeutung der Moorböden für den Klimaschutz. 

Während der Arbeiten zum Moorbodenmonitoring wurde auch die sogenannte Kulisse organischer Böden aktualisiert. Zusammen mit der nun ebenfalls etablierten witterungsabhängigen Modellierung der Wasserstände in Moorböden können die Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden ab sofort genauer berechnet werden. Erste Auswertungen zeigen, dass Moorböden in Deutschland mindestens 1,6 Milliarden Tonnen organischen Kohlenstoff speichern. Zum Vergleich: In der ober- und unterirdischen Biomasse des Waldes sind laut jüngster Bundeswaldinventur rund 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert.

Foto: Thünen-Institut/Christina Waitkus

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