Bodenlebewesen in den Blick nehmen
Forschende der Bodenökologie in Deutschland sollen in den nächsten sechs Jahren die Biodiversität in verschiedenen Böden bei unterschiedlicher Nutzung untersuchen. Da die Vielfalt der Bodenlebewesen außerordentlich hoch ist – in einem Gramm Boden können Billionen von Bakterien und mehrere tausend Vertreter unterschiedlicher Artengruppen leben – wird ihre Erfassung eine besondere wissenschaftliche Herausforderung.
Um diese zu meistern und zukünftig Bodenlebewesen einfacher zu bestimmen, werden auch neueste molekularbiologische Methoden eingesetzt, wie Umweltbundesamt und Bundesamt für Naturschutz, das Nationale Monitoringzentrum zur Biodiversität, das Thünen-Institut, das Julius-Kühn-Institut sowie das Nationale Bodenmonitoringzentrum jetzt mitteilen.
Die Wenigsten dürften wissen, welchen Wert die Bodenbiodiversität hat, obwohl sie überhaupt erst das Funktionieren unserer Ökosysteme sicherstellt. Ist der Boden gesund, sind Bodentiere und Mikroorganismen aktiv. Sie steuern Nährstoffkreisläufe, speichern Kohlenstoff in Böden, durchmischen die Bodenschichten und helfen dabei, Regenwasser zu speichern. Hier sind „Ökosystemingenieure“ wie zum Beispiel Regenwürmer am Werk. Aber auch Insekten, die wir sonst oberhalb der Böden wahrnehmen, sind auf gesunde Böden angewiesen. So nistet ein Großteil der für die Bestäubung wichtigen Wildbienenarten in Böden.
Bodenlebewesen stehen unter Druck
Doch zahlreiche schädliche Einwirkungen wie Bodenbelastungen, nicht nachhaltige Bodennutzung und der Klimawandel setzen der Bodenbiodiversität zu. Um die Folgen besser verstehen und ihnen entgegenwirken zu können, wird in dem Forschungsprojekt nun die typische Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften in den Böden Deutschlands erforscht.
Ziel der „Basiserfassung Bodenbiodiversität“ – kurz: BioDive4Soil, die im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz umgesetzt wird, ist es, den guten biologischen Bodenzustand zu definieren und folgenreiche Abweichungen zu erkennen. Zusammen mit der Erhebung von Daten zu Regenwürmern, Springschwänzen, Milben, Nematoden, Pilzen und Bakterien werden auch Einflussfaktoren erfasst. Denn im Gegensatz zu den umfangreichen Kenntnissen zum Beispiel über Gewässerökosysteme, fehlen Informationen zur Bewertung des biologischen Bodenzustands und seinen Veränderungen über die Zeit bisher gänzlich.