Der Boden ist fundamentaler Bestandteil unseres Seins
Die langfristige Speicherung von Kohlenstoff im Boden rückt durch die Klimakrise als eine von vielen Lösungen in den Fokus. Aber was ist dran an diesem Hype?
Carsten W. Müller, Leiter des Fachgebiets Bodenkunde an der TU Berlin, sieht die Ursache in der zunehmenden Besorgnis vieler Menschen über den Klimawandel und die Notwendigkeit, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, wie er im Interview sagt.
„Böden speichern bereits mehr als das doppelte an Kohlenstoff, als in der Atmosphäre vorhanden ist und ihr Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft“, so der Experte. Zudem spiele das nun oft als „böse“ verschriene CO2 in der Erdkrume in Form organischen Kohlenstoffs eine fundamentale Rolle, wo er vor allem über Pflanzen in die Erde kommt.
Kohlenstoff bleibt in Bodenkrümeln eingeschlossen
Als ein Hauptbestandteil des Humus ist Kohlenstoff essentiell, denn nur durch ihn können Böden überhaupt Nahrungsmittel produzieren. So kommen 98 Prozent der Kalorien, die wir Menschen zu uns nehmen, von Böden.
Carsten W. Müller beschreibt drei Hauptprozesse, wie der langfristig im Untergrund bleibt: Zum einen wird Kohlenstoff in Bodenstrukturen, quasi in Bodenkrümeln, eingeschlossen, wo Mikroorganismen keinen Zugang haben, um ihn abzubauen.
Zum anderen kann er an Mineralpartikeln wie Ton gebunden werden, was seine Stabilität erhöht. Darüber hinaus kann die Zusammensetzung des Kohlenstoffs selbst dazu führen, dass er für Mikroorganismen schwerer abbaubar wird, wie Käsespätzle länger im Magen bleiben als ein Apfel. Ein Beispiel hierfür ist Biokohle, die eine langfristige Kohlenstoffspeicherung im Boden ermöglicht.
Foto: TU Berlin/Christian Kielmann